Jesses Gott, warum muss man auf einer Gletscherwanderung immer so früh geweckt werden? Ehrlich, das ist ja Quälerei aber anderseits haben wir einen langen Weg vor uns. Deshalb bleibt uns nichts anderes übrig, als uns aus dem Bett zu schleifen (leichter Muskelkater macht sich nämlich auch schon bemerkbar). Da wir heute viel Energie benötigen, muss das Frühstück natürlich sein aber ich bringe fast nichts runter, es ist einfach noch viel zu früh. Zumindest mir geht es so.
Nach dem alles wider in unsere Rucksäcke gepackt ist und alle nochmal auf dem Klo waren, geht es los. Unser Weg führt uns über den Fieschergletscher Richtung Tal. Dieser Gletscher ist schon anspruchsvoller. Immer wieder machen sich Spalte vor unseren Füssen auf aber mit Geduld, guter Zusprache und grossen Schritten sind diese kein Problem. Unterwegs haben wir unsere Steigeisen montiert. Es liegt nicht mehr viel Schnee und das Eis kommt zum Vorschein. Da ist es schon bisschen rutschiger und mit den Steigeisen, klappt es super. Nur muss man herum laufen, als wären die Hosen voll. Das breitbeinige Gehen ist nötig, damit sich die Steigeisen nicht immer in einander verhaken und die Hosen nicht kaputt gehen (Gamaschen sind von Vorteil).
Der Marsch ist lang. Ewig. Endlos. Die Energie lässt echt langsam nach. Ich bin müde, erschöpft, habe schwere Beine und möchte eigentlich einfach nur heim. Aber es geht noch weiter.
Da die letzten Gewitter den Weg nach Bellwald in Mitleidenschaft gezogen haben, gehen wir nun ins Fieschertal. Das bedeutet wir gehen bis zum Ende des Gletschers, danach rechts hoch Richtung Burghütte und alles weiter hinab bis ins Tal. Das rechts hoch ist einfacher gesagt als getan. Der Weg ist steil und der Anfang lässt sich nur mit einem Seil überwinden. Aber lieber hier hoch als die alten Wege. Die sehen ja echt schlimm aus. Einfach in der senkrechten ein paar Holzleitern. Aber trotzdem war für mich das kleine Stück am Seil in der Steile echt zu viel. Höhenangst habe ich ja nicht, für mich ist einfach das Klettern der Horror schlecht hin. Und dies ging für mich in diese Richtung. Da ich echt langsam übermüdet bin, erschöpft und nervlich eher am Ende, hing ich heulend am Seil. Aber leider nützt dies ja nichts, hoch muss ich trotzdem. Also runterschlucken und hoch. Am Ende habe ich es trotzdem geschafft. Endlich. Noch etwa eine halbe Stunde runter gehen und dann sind wir am Ziel. Da wir nun etwa 11 Stunden unterwegs sind, ist unser Wasservorrat am Ende. Darum schnell ein Telefon an den wartenden Schatz und er erwartet uns mit kühlem Wasser und Bier. Herrlich.
Zum Abschluss endlich eine Dusche (die gibt es natürlich in den Berghütten nicht ausser man will mit Gletscherwasser duschen brrrr). So toll und die Wanderschuhe und Socken auszuziehen, ist auch ein herrliches Gefühl. Als besonderen Abschluss gibt es ein Raclette auf der Terrasse. Und danach endlich ab ins Bett.
Insgesamt sind wir 53 Stunden marschiert. Haben eine Strecke von ca. 33 km zurückgelegt und sind ca. 1700 Meter gestiegen und ca. 3800 Meter hinab gewandert.
Eine grossartige Erfahrung um die ich echt froh und dankbar bin. Diese Gelegenheit werde ich wahrscheinlich nie wieder haben. Ich bin froh habe ich das durch gezogen.
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